Weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit bereiten führende MedienpolitikerInnen die Abschaffung des UKW-Rundfunks vor. Bis zum Jahr 2010 soll die digitale Übertragungstechnik "Digital Audio Broadcasting" (DAB) das herkömmliche UKW-Radio vollständig ersetzen. Mit einer Liste von 25 Argumenten spricht sich der "Bundesverband Freier Radios" (BFR) gegen die Nutzung von DAB aus.

 

 

Entscheidend ist aus Sicht des BFR, daß im zukünftigen digitalen System kleine, lokale Radiostationen auch weiterhin einen Platz im Äther finden. Das DAB-System eignet sich für solche Sender nicht - es zeichnet sich durch zu wenige Frequenzen und eine sehr unflexible Senderplanung aus. Die zusätzlichen laufenden Kosten für DAB sind ein weiterer Grund, weshalb lokalen nichtkommerziellen, aber auch kleinen kommerziellen Stationen mit DAB eine sehr ungewisse Zukunft bevorstünde.

Eine Umstellung der gesamten Rundfunklandschaft auf digitale Übertragungstechnik wäre mit erheblichem finanziellem und logistischem Aufwand verbunden. Für die Digitalisierung mit DAB müßten alle Sendegebiete umstrukturiert und vereinheitlicht werden. Alle heutigen Radiogeräte würden nutzlos, jedes Empfangsgerät müßte auf Kosten der HörerInnen durch ein teures DAB-Gerät ersetzt werden. Der BFR hält es für unverantwortlich, angesichts der derzeit rasanten Entwicklung in der Digitaltechnik (DVB-T, Internet-Radio, UMTS) auf ein veraltetes und mit vielen Mängeln behaftetes digitales Hörfunksystem zu setzen. Zum Zeitpunkt der geplanten Umstellung ab ca. 2010 wäre DAB etwa 20 Jahre alt.

Obwohl der wirtschaftliche Erfolg von DAB selbst den Geräte-Herstellern zur Zeit sehr fraglich erscheint, drängen Wirtschaftsminister Müller und andere WirtschaftpolitikerInnen auf eine frühe gesetzliche Regelung für die Abschaltung der analogen Frequenzen zugunsten von DAB. Für Sachsen-Anhalt wurde im vergangenen Sommer - übrigens weltweit einmalig - die Digitalisierung des Hörfunks gesetzlich festgeschrieben. Das neue Landesmediengesetz verbietet den analogen UKW-Rundfunk ab dem 1.1.2010. Eine solche Fristsetzung hält der BFR für absurd und schädlich.

Die Digitalisierung des Rundfunks muß nach unserer Meinung europaweit abgestimmt werden. Zwar laufen in den meisten europäischen Staaten DAB-Betriebsversuche, eine tatsächliche Umstellung auf dieses System ist jedoch in allen Ländern umstritten. Auch der europäische Verband der nichtkommerziellen Radiostationen, AMARC Europe, hat sich gegen die Nutzung von DAB ausgesprochen. DAB ist europaweit kurz vor dem Scheitern; der sachsen-anhaltinische Vorstoß muß daher als voreilig und wenig vorausschauend bewertet werden.

Bei der Entscheidung für ein digitales Übertragungssystem muß für alle Beteiligten die Teilhabe am zukünftigen digitalen Rundfunk gewährleistet sein. Insbesondere dem nichtkommerziellen und lokalen Rundfunk müssen im Sinne der Medienfreiheit gleichberechtigte Entwicklungschancen geboten werden, damit die Digitalisierung nicht zur endgültigen Kommerzialisierung und inhaltlichen Verflachung des Rundfunks führt. Der BFR fordert deshalb die verantwortlichen MedienpolitikerInnen des Bundes und der Länder auf, DAB zu verwerfen und statt dessen Alternativen wie z.B. das US-amerikanischen "IBOC"-System und die fortschreitende Entwicklung des Internets zu prüfen.

Für weitere Informationen steht Ihnen der Sprecher des BFR zum Thema Digitalisierung, Stefan Rein, gern zur Verfügung. Lesen Sie die detaillierte 25-Punkte-Liste. Weitere ausführliche Informationen finden Sie unter www.querfunk.de/dab.