Freie Radios als nichtkommerzielle, offene und selbstbestimmte Medien haben sich schon immer als Plattformen für die diejenigen verstanden, deren Stimmen oft nicht gehört werden. Daher sind die Bedingungen für journalistische FLINT* (Frauen, Lesben, Inter, Nicht-Binäre und Trans-Personen) in diesen Medien zu Arbeiten bedeutend besser. Trotzdem sind auch hier patriarchale Machtstrukturen vorhanden, und vor allem viele cis-Männer hinter den Mikrofonen zu hören.
Die Medienbranche ist nach wie vor eine cis-Männerdomäne. Laut ProQuote werden in Deutschland nur zwei der zwölf öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten von Intendantinnen geführt. In solchen Aufzählungen werden Menschen, die sich als trans*, inter oder non-binär identifizieren gar nicht erst mitgedacht. Chefredakteure sind meist männlich, die mediale Darstellungen von Mädchen und Frauen sind meist klischiert, viele Journalsit_innen erfahren am Arbeitplatz sexuelle Belästigung, Themen werden nach Geschlechterrollen eingeteilt - die Liste an Gründen, feministische Berichtserstattung in den Fokus zu rücken ist lang.
2017 haben sich mehrere freie Redaktionen zu den feministischen Radiotagen "Claim the Waves" in Zürich getroffen und beschlossen, sich zu vernetzen und gemeinsam den Äther am 21. Oktober zu besetzen. Feministischer Journalismus heißt für uns, dass FLINT* auf eine diskrimminierungsarme Art und Weise ihre Meinungen, Musik, Themen und Menschen in die Öffentlichkeit tragen, welche sonst untergehen würden. 2019 werden über 24 Stunden lang verschiedene Sendungen zu hören sein, die von über 12 feministischen Radio-Redaktionen in 3 deutschsprachigen Ländern produziert wurden oder werden. Wie auch im letzten Jahr beschallen diese dann das Patriarchat mit feministischer Musik, Interviews, Erzählungen, Themensendungen, Reportagen, Podiumsdiskussionen und hoffen, dass es dabei untergeht.
Auch ihr könnt mitmachen, zum Beispiel indem ihr eure eigenen queer-feministischen Alltagsgeschichten einschickt oder indem ihr euer Radio an diesem Tag ans offene Fenster stellt und ganz laut aufdreht.
Folgende Programmpunkte sind geplant:
- Feministische Beiträge rund um Lateinamerika von Radio Onda
- Feministisches Morgenradio mit News und aktuellen Infos von Radio Dreyeckland
- "Ein eigenes Zimmer", Themensendung von Radio Corax
- "das mensch - gender queer on air" bei Radio FREIRAD
- elektroakustisches Live Radiokonzert vom radio ironie orchester
- "Umagaunan mit Kaya", queer-feministische Kolumne für deine Alltagsgeschichten von der Genderfrequenz bei Radio Helsinki
- Podiumsdiskussion vom Spektrum Festival zum Thema "Producer*innen" von Radio T • Feministische Knastsendung bei Radio LoRa (Zürich)
- "Frauen - Mode - Musik der 80iger" von Freies Radio Neumünster
Dazu kommen Sendungen von Radio blau, bermuda.funk, Radio Orange 94.0 und den Redaktionen Hälfte des Äthers und La Radio als auch eine Produktion desfeministischen Garten Radiokunst Projekt, Datscha Radio. Der genaue Zeitplan wird auf dem Claim The Waves-Blog zeitnah veröffentlicht.