Infoblatt Community Radios: Nicaragua
Senden im SandinismusNicaragua hat mit der Revolution von 1979 Menschen in Lateinamerika und überall auf der Welt bewegt. Nach der Wahlniederlage der linken Sandinistischen Nationalen Befreiungsfront FSLN (Frente Sandinista de Liberación Nacional) 1990 schlug das Land einen moralkonservativen und wirtschaftlich neoliberalen Kurs ein. Seit der ehemalige Revolutionsführer Daniel Ortega 2007 erneut zum Präsident gewählt wurde, konsolidieren die Sandinisten ihre Macht und kontrollieren verstärkt auch die Medienlandschaft. Obwohl Community Radios weder gesetzlich noch politisch anerkannt sind, existieren unzählige gemeinschaftlich organisierte Sender. Sie leisten große Verdienste, weil sie weder regierungsgenehm berichten noch der rechten Opposition das Wort reden. Mit ihren Programmen setzen sie sich für Gendergerechtigkeit, nachhaltige Entwicklung und die Rechte von Kindern und Jugendlichen ein. PDF
Infoblatt Community Radios: El Salvador
Community Radios aktiv gegen UmweltzerstörungFür Community Radios gibt es in El Salvador keine gesetzliche Grundlage. Die bestehenden 23 partizipativen Sender mussten ihre Lizenzen unter Marktbedingungen ersteigern. Sie stehen somit in direkter Konkurrenz zu finanzstarken Medienkonglomeraten, die die veröffentlichte Meinung im Land dominieren. Da die privaten, kommerziellen Medien fast ausnahmslos mit der Oligarchie und der politischen Rechten des Landes verbunden sind, gehören die Community Radios zu den wenigen Medien, die die Entwicklung der Gemeinden in den Vordergrund stellen. Der Wahlsieg der linken FMLN (Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional) im Jahr 2009 hat den Basisradios zumindest politische Anerkennung gebracht. Eine Reform des Telekommunikationsgesetzes soll nun neben der Lizenzierung öffentlich-rechtlicher Medien auch die Anerkennung von Community Radios garantieren.
Infoblatt Community Radios:Mexiko
Zwischen Medienmacht und Selbstverwaltung
In Mexiko gibt es keine rechtliche Grundlage für partizipative Basisradios. Die meisten freien und Community Radios senden ohne Lizenz und müssen damit rechnen, von den Behörden verfolgt zu werden. Dennoch betreiben Aktivist_innen in urbanen Zentren und ländlichen Regionen mit starken Campesin@- und Indigenaorganisationen selbstverwaltete partizipative Radios. Sie berufen sich auf Meinungsfreiheit und das Recht auf Kommunikation in indigenen Sprachen. Die Studierendenbewegung Yo Soy 132, Menschenrechtsorganisationen und Medieninitiativen fordern ein Ende der extremen Konzentration des Mediensystems. Eine gleiche Verteilung von Frequenzen an Community Medien, kommerzielle sowie öffentliche Sender soll Pressefreiheit und Meinungsvielfalt garantieren.
Infoblatt Community Radio:Argentinien
Frischer Wind im ÄtherDas im Oktober 2009 in Argentinien verabschiedete Gesetz für audiovisuelle Medien reformiert den noch aus Diktaturzeiten stammenden rechtlichen Rahmen der Medienlandschaft grundlegend. Auf dem amerikanischen Kontinent ist es das Fortschrittlichste seiner Art. Ausdrücklich verankert das Gesetz das Recht auf Kommunikation. Die Gesetzesnovelle schränkt die Möglichkeiten der Medienkonzentration stark ein. Zudem legt sie den Grundstein für mehr Vielfalt und Partizipation in den Medien, weil sie festschreibt, dass ein Drittel aller Lizenzen an zivilgesellschaftliche Organisationen vergeben werden müssen. Laut Gesetz sollen Community Medien vom Staat unterstützt werden, die konkrete Umsetzung ist jedoch strittig.
Infoblatt Community Radio: Brasilien
Kreative Radiolandschaft im Schatten des Medienmonopols
Brasilien ist ein Radioland. So groß und vielgestaltig wie seine Medienlandschaft, so unübersichtlich und hindernisreich sind die Voraussetzungen, um dort auf Sendung zu gehen. Bis heute dominiert ein kommerzielles Radio-Oligopol den Äther. Doch wer sich die Mühe macht, ein bisschen zu suchen, stößt schnell auf eine große Anzahl partizipativer Sender. Ihre Versuche, das Recht auf Kommunikation praktisch einzulösen, folgen nicht einem einheitlichen Modell. Vielmehr ist jedes Radio Ausdruck unterschiedlicher Erfahrungen, Kämpfe und Träume. Diese in ein neues Mediengesetz einfließen zu lassen, ist die derzeit spannendste Aufgabe der brasilianischen Radiobewegung.