Aufbauend auf den Debatten und Gesprächen der vergangenen Zukunftswerkstätten organisiert Radio Corax zusammen mit der Heinrich-Böll-Stiftung vom 19. bis 21. September (Do-Sa) drei Tage in Halle, die bestenfalls die Diskussionen zur Gegenwart und Zukunft unserer Radio(praxi)s verstetigen. Dabei wollen wir uns am Donnerstag mit Hilfe von Filmen der Geschichte der Radios annehmen.Am Freitag den Blick auf die Situation der "Community Medien" weltweit werfen (dies auch begleitet auf UKW, gern zur Übernahme bei euren Radios). Am Samstag wollen wir unsere eigene Praxis via Panel und Gespräch auf aktuell drängende Fragen und Probleme untersuchen. Wir dachten hier an eine Fortführung ausgewählter Panels der BFR-Zukunftswerkstätten der letzten Jahre. BSP: Gegenwind und Gegenöffentlichkeit: Anspruch & Wirklichkeit/ Überregionale Berichterstattung/ Geflüchtetenredaktionen/ feministischer Anspruch/ Kids und Jugendliche/ Selbstverwaltungsstrukturen/ Freie Radios, das Internet und Verbreitungswege/ Gegenwind und Repression/...
Wir hoffen hier gerade jene Diskussionen führen zu können, die Aufgrund fehlender Zeit oder eines Überangebots (mehrere Panel gleichzeitig..) bei den Zukunftsstätten nicht geführt werden können. (Weiter unten eine kurze Projektskizze, die wir für die Böll-Stiftung verfassten)Wir würden auf diesem Wege gerne von euch erfragen:A. Ob ihr Zeit und Interesse daran habt (Save the Date(!) - wie das derzeit immer genannt wird)B. Welche Themen ihr dort nicht missen wollt: Bis Ende April soll das "Programm" stehen. Es ist also noch möglich Inhalte zu setzen.PS: Wir verbinden all dies mit dem Jahresfest von Corax. Es wird also auch gefeiert werden (Samstag Abend).
Projektskizze: Freie Radios als Institutionen einer pluralen MedienlandschaftIn den letzten Jahrzehnten sind die Europäischen Gesellschaften vielfältiger und vielsprachiger geworden. Dieser Wandel hin zu mehr Pluralität wurde jedoch begleitet vom Trend der gesellschaftlichen Spaltung, dem Anwachsen von Ungleichheiten und dem Erstarken neuer Formen der Diskriminierung. Die Ursachen dieser Entwicklungen können, neben vielen anderen, auch im Wandel der Öffentlichkeit und den Zugangsbedingungen zu dieser gesehen werden, die sich zunehmend im Kontext kommerziell strukturierter, digitaler Kommunikationsräume konstituiert. Von den problematischen Folgen, wie der verstärkten Fragmentierung des Diskurses, der Konsumorientierung des Publikums und den erhöhten Erfolgschancen für Desinformationskampagnen, konnten in jüngster Vergangenheit vor allen Dingen rechtspopulistische Akteure profitieren.Freie Radios bilden in diesem Kontext ein mediales sowie gesellschaftspolitisches Gegenkonzept. Der Tendenz einer zunehmend entfremdeten, gewinnorientierten und entsolidarisierten Medienlandschaft setzen Freie Radios sowohl physische als auch virtuelle Räume der Begegnung entgegen, in denen nicht nur mediale Kompetenzen vermittelt werden, sondern in denen Menschen unabhängig von Herkunft, Status oder Einkommen durch gemeinschaftliches Handeln grundlegend demokratische Werte erlernen und Zugang zur Öffentlichkeit erlangen können. Freie Radios agieren in diesem Sinne mit dem emanzipatorischen Anspruch, gesellschaftliche Gleichheit und individuelle Freiheit zu fördern. Als nichtkommerzielle und prinzipiell offene Räume, in denen Menschen solidarisch Agieren und am Abbau gesellschaftlicher Diskriminierungen arbeiten, stehen sie in expliziter Gegnerschaft zu autoritären Gesellschaftsmodellen, wie sie in jüngerer Vergangenheit prominent von rechtspopulistischen Akteuren mit wahlpolitischem Erfolg vertreten wurden. Dieser Erfolg setzt freie Radioprojekte als offene Räume der Inklusion und Selbstermächtigung auch überall dort unter Druck, wo autoritäre Gesellschaftsprojekte die Demokratie an sich unter Druck setzen – ob in Lateinamerika, Ost- oder mittlerweile auch Zentraleuropa. Deshalb lohnt ein vergleichender Blick auf die Situation Freier Radios besonders in den Regionen, in denen die Zivilgesellschaft und der Zugang zur Öffentlichkeit in Gefahr sind.
Anliegen und Umsetzung: Das vorliegende Projekt möchte in diesem Sinne die Rolle Freier Radios als Shared spaces des solidarischen, nicht-kommerziellen und selbstorganisierten Handelns aufgreifen. Dabei soll grundlegend der Frage nachgegangen werden, welchen Herausforderungen sich Freie Radios im internationalen, europäischen und nicht zu Letzt auch bundesrepublikanischen Kontext unter den Bedingungen eines wahrnehmbaren Rechtsrucks und der zunehmenden Polarisierung politischer Auseinandersetzungen gegenübersehen.Dieses Anliegen soll während einer Summer School in Kooperation zwischen der Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt und dem Freien Radio Corax in Halle umgesetzt werden. Neben Gesprächsrunden mit internationalen Radioaktivist*innen und thematischen Filmabenden zur Geschichte und aktuellen Situation Freier Radios in der Bundesrepublik, sollen die Teilnehmer*innen der Summer School auch praktische Aspekte der Freien Radio-Arbeit in Workshops vermittelt bekommen.Der vorläufige Ablaufplan sieht folgende Umsetzung vor:
1. Tag: Donnerstag (19.09.2019): Eröffnungsabend- Eröffnung der Summer School mit Film und Gesprächsrunde zur Entwicklung der Freien Radioszene in der Bundesrepublik (Ort: Kino Zazie,Kleine Ulrichstraße 22)
2. Tag: Freitag (20.09.2019): Situation Freier Radios international- OnAir Gespräche zur Situation Freier Radios weltweit- Fortführung durch Gesprächsrunden zur aktuellen Lage in Österreich und Ungarn mit Aktiven der Freien Radioszene (Ort: WUK Theater Quartier, Holzpl. 7a, )
3. Tag: Samstag (21.09.2019): Situation Freier Radios in der BRD & Workshop- Panels und Gespräche mit Gästen der Freien Radioszene in der BRD (organisiert im Bund Freier Radios)
4. Tag: Freitag - Sonntag (vermutlich 13.09.2019 - 15.09.2019) Radio in Zeiten des Rechtsrucks -- Dreitägiger Antirassistischer Radioworkshop (Ort: Radio Corax, Unterberg 11)